Das Schulsystem in Baden-Württemberg


Das Schulsystem in Baden-Württemberg war in den letzten Jahren schon mehrfach deutlicher Kritik ausgesetzt. Die Strukturen seien zu konservativ, und den Anforderungen der modernen Gesellschaft nicht mehr gewachsen. Doch ist diese Kritik berechtigt? Und was zeichnet das derzeitige Schulsystem in Baden-Württemberg aus?

Die Gasmaske wird ihm nicht viel helfen: Für die Schüler in Baden-Württemberg wird sich einiges ändern

Der Grundsatz ist klar zu verstehen: Im Südwesten Deutschlands herrscht bereits seit langer Zeit ein dreigliedriges Schulsystem vor. Nach dem Abschluss der Grundschule nach der vierten Klasse haben die Schüler die Möglichkeit, eine Hauptschule, Realschule oder ein Gymnasium zu besuchen. Die sogenannte "Grundschulempfehlung", bei der die verantwortliche Lehrkraft der vierten Klasse über die weiteren Möglichkeiten ihrer Schüler entscheidet, wurde bereits vor einigen Jahren abgeschafft. Seither können die Eltern in jedem Fall aus allen drei Schulformen wählen, der Klassenlehrer gibt lediglich seinen Kommentar dazu ab. Diese Entscheidung hat jedoch weitreichende Auswirkungen. Da alle Eltern nur das beste für ihre Zöglinge wollen, werden immer mehr Kinder auf das Gymnasium geschickt, auch wenn sie nicht unbedingt die erforderlichen schulischen Leistungen aufweisen können. Mit Nachhilfeunterricht und langen Schultagen wird nun versucht, die Kinder zum Abitur zu bringen. Seit der Einführung des G8 kann das Abitur bereits in der zwölften Klasse erreicht werden.

Das Konzept des G8 wurde bereits vor zehn Jahren durchgesetzt, und sorgt immer wieder für Streitigkeiten. Im vergangenen Jahr hatten die Schulen die Möglichkeit, sich für das G9 zu bewerben. Seither bieten rund 20 Schulen parallel zum regulären G8-Zug das klassische G9 an. Die Umsetzung gestaltet sich jedoch als äußerst schwierig, da völlig andere Lehrpläne eingehalten werden müssen. Dennoch können die betroffenen Schulen bereits ein großes Interesse am G9 vermelden. Gleichzeitig können die Hauptschulen des Landes immer weniger Neuanmeldungen verbuchen. Mit der Umwandlung in "Werkrealschulen" wurde versucht dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Nachdem die Hauptschüler in der neunten Klasse ihren Abschluss gemacht haben, kann die Schulzeit um ein weiteres Jahr verlängert werden. In dieser Zeit haben die Schüler die Möglichkeit, die mittlere Reife zu erwerben, welche offiziell gleichwertig mit dem über die Realschule erworbenen Abschluss ist.

Mit der Rot-Grünen Landesregierung stieg auch die Zahl der Gesamtschulen weiter an. Diese machen jedoch noch immer einen verschwindend geringen Teil in der Schullandschaft Baden-Württembergs aus. Mit dem Bestehen der mittleren Reife bieten sich den Schülern viele weitere Möglichkeiten. Auf verschiedensten Wegen haben sie die Möglichkeit, die Fachhochschulreife zu erwerben, und ein Studium zu beginnen. Der beliebteste Weg ist das Berufskolleg. Bis zum Abschluss am Berufskolleg werden die Schüler ein, zwei oder drei Jahre unterrichtet. Mit einem sehr guten Zeugnis besteht auch die Möglichkeit, auf ein technisches oder berufliches Gymnasium zu wechseln. Dort werden die Schüler drei weitere Jahre auf ihrem Weg zum Abitur begleitet.

Das Schulsystem in Baden-Württemberg bietet also den Vorteil, dass sich den Schülern immer wieder neue Wege eröffnen, ihre Schullaufbahn fortzusetzen, und einen besseren Abschluss zu erwerben. Andererseits haben Leute recht, wenn sie sagen, dass dieses System mittlerweile recht angestaubt ist. Reformen lassen sich jedoch hauptsächlich im kleinen Rahmen durchsetzen, da ihre Umsetzung sehr viel Aufwand und Geld kostet.